Hans Peter Perner
CV
Hans Peter Perner, geboren im Salzburger Tamsweg, arbeitet als freischaffender Künstler. Die Malerei begleitet ihn seit seiner Jugend und führt ihn seither zu verschiedenen Seminaren und Kunstakademien. Seine erste öffentliche Ausstellung realisiert er 2011 in seinem Geburtsort Tamsweg und stellt somit bereits seine frühen Arbeiten dem örtlichen Kunstpublikum vor. Seit 2014 arbeitet er freischaffend als Künstler und Restaurator. Sein Atelier eröffnet er 2016 in seinem neuen Zuhause Sauerfeld, um sich Raum für sein Arbeiten zu schaffen und interessierten Besucher*innen Einblicke in seine Welt und Wirklichkeit zu gewähren.
Perners Malerei gleicht einem Spiel mit Licht und Farben, mit Strukturen und Schichten. Die Arbeiten in der Restaurierung, definitiv eine eigenständige Sparte der bildnerischen Künste, sind ihm ein überaus wertvolles Studienpraktikum. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Material Farbe sowie unterschiedlichsten Oberflächen, sowohl in bildhauerischen Arbeiten als auch in Tafelbildern, sensibilisiert Perner und bringt ihn Schritt für Schritt auf seinen eigenen Fokus in der bildnerischen Kreation: auf das Arbeiten mit Ölfarben. Seit 2017 vertieft sich Perner in diese Farbmaterie.
Die Sommerakademie 2018, Klasse Hubert Scheibl, in Salzburg setzt den Grundstein in Perners Laufbahn als professioneller Maler. Wichtige Impulse dieser Ikone unter den abstrakten Malern, die im Rahmen dieser Klasse mit Titel „Prozessuale Malerei, Gedächtnisrestl und Entschleunigung“ vermittelt werden, lassen Perner seine Segel auf Kurs der professionellen Malerei setzen.
Themen
Der Künstler thematisiert in seiner Malerei natürliche Prozesse sowie die Wahrnehmung elementarer Ereignisse und damit verbundener Zyklen unserer Umwelt durch den Menschen im 21. Jahrhundert. In malerisch großzügiger Gestik formulieren sich Bilder, die sich auf die Energie der Entstehung selbst beziehen. Sichtbar wird diese Energie dargestellt in Silhouetten von Quellen, Nebeln oder Gletschern. Gerade der Gletscher, ein Wesensmerkmal, ein „Attribut“ der Natur als Versinnbildlichung atmosphärischer Zyklen im großen Zeithorizont, ist ein gern gewähltes Motiv.
Natürliche Kreisläufe sind ein wiederkehrendes Thema in Perners Arbeiten. Doch nicht die Kreisläufe per se, sondern stets in Verbindung mit der Wahrnehmung des Menschen im Hier und Jetzt. Perner stellt in seinen Werken große physische und metaphysische Fragen bildnerisch dar: Wie entsteht Luft, wer oder was ist verantwortlich für den Sauerstoff, wie wachsen Bäume, wie entsteht ein Wasserkreislauf? Das System Planet Erde soll in seinen Ölmalereien wieder fassbar werden, der Versuch, natürliche Zyklen zu begreifen, soll uns Menschen aus unserer „virtuellen Realität“ holen und uns wieder erden. Seine Bilder stellen über malerische Ästhetik diese Fragen und wollen somit eine Sensibilisierung der Menschen für die Faszination der Natur auslösen. Natur ist eben nicht nur schön, Natur ist auch voller Kraft, ist mächtig, ist gerecht und unbeugsam. Perner lässt Natur – oft in Form von Gletschern – mit Mythologie verschmelzen. Sinnbildlich setzt er haptisch fassbare Naturriesen und nicht greifbares Mystisches auf eine Ebene: das Schmelzen der Gletscher als Symbol für den Rückzug der Mystik aus unserem Leben, aus unserer Gesellschaft – für Perner ein romantisches Denkexperiment.
Die Gletscher mit all den natürlichen Prägungen und Ausformungen, die sie mit sich bringen – Täler, Terrassen, Seen – sind ein wunderbares Beispiel für natürliche Zyklen und den immens großen Zeitraum, in dem sich diese Vorgänge auf unserem Planeten abspielen. Sie zeigen andererseits sehr klar auf, wie rasch hier Einflussnahme durch Menschen Hand stattfindet, und werfen große Fragen für die Zukunft auf: Wie verändern sich Wasserkreisläufe, wie unsere Alpinlandschaft durch das Schmelzen der Gletscher? Welche Energien werden frei? Wie sehr setzen wir diesem natürlichen Reservoir durch unser Treiben zu? Für Perner eignet sich die Entwicklung des Gletschers wunderbar als Symbol für unseren wenig umsichtigen Umgang mit dem großen Begriff der Nachhaltigkeit für eine dauerhaft lebensfähige Umwelt. Wohl auch als Symbol für Anfang und Ende unseres ganz eigenen Kreislaufes. Und die Energien, die hier frei werden, sind große Inspirationsquelle für Perners Schaffen. Seine Bilder sollen oder können sich aus dieser Energie formulieren, so der Künstler.
Technik
[…] Für ihn sind es die Übergänge, das Ineinanderfließen der Farben und Formen, die ihn zum Öl greifen haben lassen. Auch die Tatsache, dass es sich um ein natürliches Material handelt und die lange Trockenzeit die Möglichkeit bietet, in Ruhe an den begonnenen Werken mit seinen Ebenen und Farbschichten weiterzuarbeiten. Und dadurch die eben angesprochenen Übergänge nach seinen Vorstellungen weiter zu formen und zu verändern. Dieses Spiel mit Plastizität, in seinen Worten „die Haptik seiner Werke“, der Tiefe und Vielseitigkeit seiner Bilder, überhaupt erst beginnen zu können.
(Josef M. Winkler, Werkkatalog SPHAIRA 2019)
Das Material Farbe wird von flüssigen Lasuren bis zu pastoser Farbe dreidimensional wahrgenommen. Braun- und Grautöne bestimmen die Farbtemperatur von Perners Bildern, mitunter werden aber auch farblich hervorspringende Akzente gesetzt. Es kommt vor, dass Bilder eine gewisse Zeit nicht überstehen und, einmal bereits als abgeschlossen erachtet, neuerlich übermalt werden. Diese Herausforderung verlangt vom Künstler eine tiefe Entschlossenheit, von der letztendlich jedoch das übermalte Bild profitiert: Unerwartetes, aus dem Moment Erwecktes verwandeln das Bild in ein neues Ganzes, das allerdings immer auf seiner Untermalung aufbaut und nur daraus entstehen kann.
Die Natur ist beinahe alleinige Inspirationsquelle für die Motive seiner Malerei. Häufig ausgehend von Naturfotografien, wird das Motiv dann sozusagen im Malprozess dem Pinselstrich, der Gestik und Haptik überlassen. Zuordnungen der Bilder in „Abstrakt“ oder „Gegenständlich“ spielen dabei keine Rolle. Die Bilder definieren sich vielmehr über das Narrativ, das sich auf die natürlichen Energien besinnt und aus nah und fern sichtbar wird.